ShareDadurch ist es auch problematisch eine so allgemeine Definition zu finden, die wirklich alle tantrischen Aspekte einschließt.
Wir wollen es hier trotzdem angehen bzw. in den folgenden Beiträgen möglichst viele Einflüsse, Traditionen, Prägungen ansprechen und vorstellen. Dabei auch auf Strömungen eingehen, die sich selbst einen tantrischen Rückbezug geben, eine tantrische Ursprünglichkeit attestieren und doch eher moderner sind, um nicht zu sagen "europäisch" geprägt.
Das Adjektiv tantrisch, ein englisches Wort, abgeleitet vom Sanskrit-Begriff t?trika, bedeutet einfach das, was sich auf die Tantras bezieht. Tantras sind kanonische Texte, die sich hauptsächlich auf rituelle und meditative Praktiken konzentrieren. Der Begriff Tantra umschließt also auch die mit diesen Schriften verbundene Praxis, die traditionell durch die T?ntrikas, auch als tantrisch Praktizierende bezeichnet, verbreitet wird.
Es bleibt mehrdimensional und einigermaßen unübersichtlich
Für Tantra in seiner Geschichte und Praxis wurden viele Label geprägt. Keines dieser "Etiketten" ist für wirklich alle Ausrichtungen und Beteiligten gültig und akzeptabel Diese Vielfältigkeit hinter oft gleichen oder ähnlichen Begriffen muss man mitdenken, wenn man über Tantra schreibt und liest.
So gibt es in einigen Ursprungslinien auch keine Tantras bzw. andere Bezeichnungen für die wirkmächtigen Schriften. Hinduistische tantrische Traditionen verwenden dafür ?gama, jñ?na, sa?hit?, siddh?nta, vidy? und upani?ad, während buddhistische Traditionen auch die Begriffe s?tra und kalpa kennen.
Und auch wenn die ostasiatischen tantrischen buddhistischen Linien chinesische Übersetzungen vieler Tantras bewahrt haben, ist die Schriftbezeichnung Tantra dort weder gebräuchlich noch identifizieren sich diese Traditionen selbst als explizit tantrisch.
Und doch gibt es Übergreifendes und Verbindendes
Die Entwicklung des Tantra als eine enge Verbindung von Text und Praxis erstreckt sich über zirka 3000 Jahre. Dass es in der Geschichte der Verbreitung tantrischer Traditionen um die Übertragung von Lehren entlang einer ununterbrochenen Linie, vom Meister zum Schüler, dem sogenannten Gurupara-Para, geht, ist ein wesentlicher und verbindender Aspekt.
Diese Konzentration auf die Linie findet sich überall in der tantrischen Welt. Mit Ursprung in Indien wurde dieser Schwerpunkt auf Tibet und Ostasien übertragen und bleibt ein wichtiges Anliegen der zeitgenössischen tantrischen Gemeinschaften.
Doch dazu mehr dann an späterer Stelle in unserem Magazin.
Im Folgenden geht es erstmal um die westliche Ausprägung des Tantra...
