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Tantra im Westen

Tantrische Traditionen in der westlichen Welt und deren Besonderheiten

Im Westen wurden die tantrischen Traditionen oft als Tantrismus bezeichnet.
Dieser Begriff ist eine recht neue Wortschöpfung, die von hiesigen Gelehrten geprägt wurde und damit nicht das Selbstverständnis, die Akzeptanz aller sich Tantra zurechnenden Traditionalisten erreicht.

André Padoux, einer der weltweit führenden Spezialisten für Tantrismus, bemerkte dazu:  
„Das Wort „Tantrismus“ ist mit Sicherheit ein westlicher Neologismus. Traditionell kennt Indien nur Texte, die Tantras heißen. Diese Texte sind weit davon entfernt, die gesamte tantrische Literatur zu umfassen, noch werden nur tantrische Texte Tantras genannt. Indien kennt auch das Wort Tantraśāstra, „die Lehre der Tantras“, sowie das Adjektiv Tantrika, „tantrisch“, das Vaidika, „vedisch“, entgegengesetzt ist, wodurch eine neue Form der Offenbarung und Riten im Gegensatz zu vedischen  Traditionen und Riten eingeführt wird .“

Das hier gefallene Wort „Riten“ ist wesentlich. Denn Ritus und Rituale sind wohl die einzige bedeutsamste Verbindung, der kleinste gemeinsame Nenner der neueren Praxis, vor allem im Westen, mit den uralten tantrischen Wesenszügen des Ostens. …

 

Westliche Besonderheiten

 

Die Lehren, die in neuerer Zeit nach Westen übertragen wurden, neigen dazu, sich stark auf die Beschreibung ritueller, meditativer und, vor allem, körperbezogener Praktiken zu konzentrieren. Diese Rituale und ihre Lehren sind demzufolge stark praxisorientiert. 

Wobei die Spannweite der Ziele solcher Praxis vom weltlichen Erfolg bis zur endgültigen Befreiung reichen, wie auch immer diese dafür definiert ist.

Allerdings spielen in unserer medial bestimmten Öffentlichkeit nun auch Fehlinformationen und Missverständnisse eine auffällige Rolle. Weil es in den westlichen Riten oft auch um eine gemeinsame Praxis von Lehrern und weiblichen Begleitern gibt, die dann oft mit Sex verwechselt bzw. gleich gesetzt wird.

Die komplexe Geschichte, die beinahe unüberschaubare Vielfalt, die vielen verschiedenen Herangehensweisen und Interpretationen sollten uns eines jedoch nicht übersehen lassen: 
Zu allen Zeiten, in allen Gebieten, in denen Tantra gelehrt, gelebt und empfangen wurde und wird, war und ist das grundlegende Ziel immer dasselbe. Uns selbst und anderen eine tiefere Selbsterfahrung und eine glückhaftere Lebenserfahrung zu schenken!

Im Folgenden wird es wieder gen Osten gehen…

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